Promovierende (DFG-finanziert)

Veronika Stritzke

Romanische Philologie

Veronika Stritzke studierte Französisch, Biologie und Bildungswissenschaften an der Universität Duisburg-Essen (2018, B.A.). Mit ERASMUS+ absolvierte sie ein Semester an der Université Catholique de l’Ouest, Angers. 2020 schloss sie den Master (M. Ed.) mit einer literaturwissenschaftlichen Arbeit zum Werk der französischen Gegenwartsautorin Marie NDiaye ab. Von 2019 bis 2020 war Veronika Stritzke wissenschaftliche Hilfskraft an der Fakultät für Romanische Sprachen und Literaturen der UDE. Seit Oktober 2024 ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Duisburg-Essen im Institut für Romanische Sprachen und Literaturen tätig.

In der Dissertation mit dem Arbeitstitel „Écrire les espaces blancs. Recherche et création dans la littérature contemporaine. Maylis de Kerangal – Joy Sorman – Hélène Gaudy“ werden ebendiese drei französischen Gegenwartsautorinnen im Hinblick auf die Fragestellung untersucht, wie sie An- und Ausschlussmechanismen von sozialer Teilhabe im Kontext von marginalisierten und stigmatisierten Personengruppen, wenig beachtete Lebensrealitäten und Orte, die im Zusammenhang mit postnationalen Erinnerungskulturen stehen, literarisch beleuchten.

Dieses Forschungsprojekt zentriert drei Blickwinkel: Erstens, die Bedeutung von Orten für die literarische Kreation, wobei die mitunter physischen Explorationen Methoden implizieren, die aus der Soziologie oder Anthropologie entlehnt sind. Zweitens erfolgt das Ausloten von marginalisierten Ausschnitten von Wirklichkeit mithilfe von wie auch immer gearteten Recherchearbeiten, die unmittelbaren Einzug in den literarischen Text erhalten. Daraus entstehen gewisse ‚dokumentarische Inseln‘, die bei allen drei Autorinnen rekurrente strukturelle Merkmale aufweisen, die in der Dissertation herausgearbeitet werden. Drittens beschäftigt sich diese Forschungsarbeit mit der Funktion der Fiktion (fabulation), deren Betrachtung bislang gerne von „dem Dokumentarischen“ bzw. „der Enquête-Literatur“ ferngehalten wird. Fiktion (fabulation) kann in den zeitgenössischen „narrations documentaires“ (Ruffel 2012) nicht nur auf ihre kreative Funktion beschränkt werden, sondern stellt einerseits, mit Jacques Rancière gesprochen, ein Mittel dar, durch das bestimmte Realitäten erst erfahrbar und beschreibbar werden. Andererseits gleicht die literarische Gestaltung mit Fiktion einer eigenen kognitiven Methode, die im Verstehensprozess unterrepräsentierter Lebenswirklichkeiten und Orte eine wichtige Rolle einnimmt (Jablonka 2014).

Diese Dissertation zielt darauf ab, einen Beitrag zu aktuellen Forschungsfeldern der (französischen) Gegenwartsliteratur zu leisten, –  zum Genre der Enquête-Literatur (Demanze 2019), zur „Feldliteratur“ (Roussigné 2023, Viart 2018), zum dokumentarischen Wandel (Caillet/Pouillaude 2017) sowie zu sich daraus ergebenden prominenten Fragestellungen bzgl. der emergierenden Verflechtung von Disziplinen (Literatur und den sciences humaines und sciences sociales) sowie zu im 21. Jahrhundert neu aufgeworfenen Genrefragen (Fiktionale Literatur vs. Non-Fiktionale Literatur). Die gemeinsame Betrachtung der drei Autorinnen, die alle Teil der literarischen Gruppe Collectif Inculte sind, zeichnet diese Arbeit aus, denn sie zwingt gerade dazu, die ebengenannten Forschungstendenzen nicht getrennt voneinander, sondern zusammen zu betrachten. Das Korpus berücksichtigt demnach sowohl eindeutig fiktionale Romane als auch Enquête-Erzählungen.